"Buddhismus ist doch eine Religion."
(Christoph Müller)
Anmerkungen:
Ich habe schon öfters gehört, Buddhismus sei keine Religion, sondern eine Philosophie. Das hatte ich bislang zur Kenntnis genommen, ohne einen Impuls zu verspüren, diese Aussage zu verifizieren oder zu falsifizieren. Sprich: Ob das so ist oder nicht, fand ich stets irrelevant. Daran hat sich im Grunde genommen auch nichts geändert. Trotzdem möchte ich hier meine Beobachtungen festhalten, die ich beim Besuch einiger buddhistischer Kultstätten auf Sri Lanka gemacht habe:
Sowohl einheimische Singhalesen als auch Touristen besuchen die selben Stätten, allerdings mit offensichtlich anderer Intention. Teilweise haben Singhalesen und Touristen sogar unterschiedliche Eingänge, z.B. in Sigiriya und beim "Zahntempel" in Kandy. Dass es Touristen wichtig ist, viele Fotos zu machen, ist wahrscheinlich als Klischee geläufig.
Folgende Verhaltensweisen der Einheimischen wirken auf mich religiös:
Die Menschen bringen Blüten als Opfergaben mit. (Vor dem Zahntempel gibt es ca. 20 Blütenverkaufsstände.)
Die Menschen nähern sich den Buddha-Statuen und dem Aufbewahrungsort des Zahns Buddhas mit Ehrfurcht.
Die Touristen erhalten Verhaltensanweisungen.¹
Die Menschen nehmen eine Haltung ein, die der westlichen Gebetshaltung vom Wesen her gleicht.
Die Emotionen der Menschen sind erkennbar und ähneln den Emotionen von betenden Menschen vor Marienstatuen und Christuskreuzen.²
Buddha-Statuen sind in Sri Lanka überall präsent, vergleichbar mit Wegkreuzen in Bayern. Vor diesen Statuen liegen häufig frische Blüten.
Fazit: Für mich ist der Buddhismus eine Religion, insbesondere weil er praktiziert wird.
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¹ z.B. kein ‚Posieren’, also keine Personenaufnahmen mit dem Rücken zur Buddha-Statue. Unser Reiseleiter nannte das Respekt.
² Selbstverständlich habe ich die Einheimischen nicht intensiv beobachtet, um sie nicht zu stören. Dennoch beruht diese Einschätzung auf persönliche Erfahrung.